7.6. – 5.9.2022

Galerie Gutleut im LULU
Ludwigsstraße 12
55116 Mainz

D Kein Mensch braucht Kunst. Der Mensch braucht Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff, einen trockenen Schlafplatz, ein wenig Wärme. Zum Überleben benötigen wir wenig, zum Leben benötigen wir mehr.

Eine bewusste Entscheidung zum „Mehr“. Die Forderung nach mehr als nur Funktionieren und Funktion. Eine bewusste Entscheidung für Inhalt und Form. Form als Ausdruck des Gestaltungswillens an die Welt. Die Form ist hierbei mehr als nur die reine Erfüllung einer aufgabenbewältigenden Funktion und der daraus resultierenden selbstausgestellten Daseinsberechtigung. Die Funktion sichert der Menschheit ihren Bestand, die Form gibt dem Leben seinen Wert.

Das Erkennen des Wertes trotz scheinbarer Funktionslosigkeit der Form ist der erste Schritt des tatsächlichen Sehens. Die zum Überleben nicht notwendige Kunst lässt uns sehenden Auges mehr Mensch werden. Mehr Sehen, mehr Werden, mehr Sein. Dazu braucht der Mensch Kunst. Kein Menschsein ohne Kunst.

Die Ausstellung Vol. 1 der Galerie Gutleut möchte dazu einladen, mehr zu sehen, mehr zu werden, mehr zu sein.

Insgesamt 26 Künstler*innen mit etwa 400 Exponaten sind ein Statement. Ein bewusstes Ja zur Kunst und ein Vertrauensvorschuss an den Kunsthunger der Besucher. In der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen unserer Einladung zur Ausstellung folgen – auch oder gerade in diesen schwierigen Zeiten.

Doch bevor ich anfange über Kunst und deren Bedeutung in schlechten Zeiten zu schwadronieren, lasse ich es lieber bleiben, mit dem Hinweis darauf, dass es das Privileg von schlechten Zeiten ist, schon immer da gewesen zu sein. Ebenso wie es das Privileg von Kunst ist, in schlechten Zeiten trösten, helfen oder retten zu können, es aber nicht zu müssen. Denn sie ist Form, nicht Funktion. Auch ohne zu retten oder zu helfen ist Kunst wertvoll.

Allerdings kann sie nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Vergleichbar mit einem Leuchtturm. Erst das Annehmen und Anwenden führt zur Hilfe und im besten Falle zur Rettung, wenn man denn gerettet werden möchte.

Vielleicht hat mich die Ausstellung gerettet, vielleicht auch die Kunst selbst.

Ich konnte Kraft und Trost schöpfen aus der inspirierenden Arbeit mit all den Persönlichkeiten, die an der Vorbereitung, Planung und Umsetzung beteiligt waren. Es ist schön zu sehen, wie aus einer Idee Wirklichkeit wurde und ich bin glücklich, dass so viele talentierte Menschen an dieser Idee beteiligt sind und fest daran glauben. Es erfüllt mich mit Stolz, Ihnen die Ausstellung Vol.1 der Galerie Gutleut × Lulu präsentieren zu dürfen und ich hoffe, Sie haben so viel Freude an den Kunstwerken wie ich es an der Zusammenarbeit mit den Künstler*innen hatte.

In Dankbarkeit und der tiefen Hoffnung, weitergeben zu dürfen, was ich empfangen und erfahren habe, wünsche ich Ihnen „Mehr“.


Victor Rabe

E The last few months on our island Galerie Gutleut were filled with very positive feedback. A balm for the soul, and surrounded by a reality as unreal as can be.

Humans do not need art. We need food, water, oxygen, shelter, a little warmth and light. We don’t need much to survive, but we need more to live!

A conscious decision for “more”. A demand for more than just function and functioning. A conscious decision for content and form. Form as a way of signalling to the world that we are willing to create. While function merely needs to accomplish a task to have an inherent right to exist, form is more than that. Function secures the existence of mankind, but form makes life worth living.

Recognizing the value of form, despite it seemingly having no function, is the first step towards actually seeing. It is art – insignificant for survival – that helps us see more and become more human. See more, become more, be more. That is why humans do need art. No humanity without art.

Galerie Gutleut’s first exhibition, Vol. 1, invites you to see more, become more, be more.

26 artists and around 400 exhibits are a statement. A deliberate yes to art and a leap of faith, hoping that our visitors are hungry for art. We hope that many of you will follow our invitation and visit our exhibition – even and especially in these trying times.

But before I start to ramble on about art and its importance during hard times, I’ll make it short and leave you with one notion – hard times have the privilege of having always existed. Likewise, art has the privilege of being able to comfort, help and save us during hard times. But it doesn’t have to, for it is form, not function. Art is always valuable, even if it doesn’t help or save us.

However, art can only be help for self-help, like a beacon. You have to accept help to be helped and to be saved, assuming you want to be saved.

Maybe this exhibition saved me, maybe it was art itself.

I found strength and solace through the inspiring work with all the characters involved during the preparation, planning and realization of this exhibition. It is so great to see an idea come to life and it fills me with joy that so many talented people believed in it and helped us along the way. I’m proud to be able to present to you the exhibition Vol. 1 by Galerie Gutleut × Lulu and I hope you will enjoy the art as much as I enjoyed working with the artists.

In gratitude, and hoping to be able to pass on what I received and experienced, I wish you “more”.


Victor Rabe

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